Stützpunkt-Training und Kampfrichterschulung 2016 in Tamm

Vom 29.04 bis zum 02.05.2016 war das Süd-West Kaderteam und seine Trainer Anika Lapp, Pascal Senn und Stützpunktleiter Heiko Seifermann in Italien eingeladen. Vorheriges Jahr gab es einen äußerst spannenden Vergleichskampf zwischen vier Mannschaften: Dem Stützpunkt Nord-Ost, dem Stützpunkt Saar-Pfalz, einer ausgewählten italienischen Mannschaft und dem Gastgeber Stützpunkt Süd-West, der den ersten Platz belegte. Ganz traditionell wurden nun wir nach Italien gebeten.

In Neapel wurde das Süd-West Team von einem Shuttlebus mit der typisch italienischen Gastfreundschaft herzlich empfangen. Weiter ging es nach Pompeji, wo wir Kaderkämper, Trainer und Betreuer die Zeit über in einem Hotel untergebracht wurden. Es blieb nur keine Zeit es sich allzu bequem zu machen, denn unsere Gastgeber hatten viel mit uns vor! Wir waren zwar alle sehr angetan vom dem Flair der antiken Stadt, doch wir hatten einen Termin mit dem Chefleiter der Sportmarke Givova. Nach der Begrüßung und einer Rede, in der man die internationale Beziehung zwischen unseren Stützpunkten ansprach und stolz sei, diese unterstützen zu können. Da man sehen konnte wie Sport verbindet und Freundschaften dadurch geknüpft werden können, bekamen wir alle noch ein kleines Gastgeschenk von der Firma. Schon da merkten wir, dass es hier nicht nur rein um den sportlichen Aspekt ging, sondern um eine Beziehung, die weitaus mehr als „nur“ Karate inne hatte. Weiter ging es zu einem Restaurant, wo wir viele bekannte Gesichter der italischen Mannschaft wiedersahen! Auch da war keine Spur von Rivalitäten oder dem anstehenden Vergleichskampf. Man spürte auf beiden Seiten, dass sich hier in erster Linie Freunde und keine Konkurrenten begegneten.

Tag 2:

Nach einem ausgiebigen Frühstück begann unser Tag um 9 Uhr. Doch nicht mit Training, sondern mit einer sehr interessanten und tollen Führung durch den antiken und restaurierten Teil der Stadt Pompeji. Auch das Wetter meinte es mehr als gut mit uns: Über 30 Grad und keine einzige Wolke am Himmel! Nach der Führung hat das Kaderteam und seine Trainer aber keine Zeit sich auszuruhen. Wieder wartete ein wichtiger Termin auf uns! Diesmal trafen wir in der Stadthalle den Bürgermeister der Stadt Pompeji. Dieser begrüßte uns sehr freundlich und war von unserem sportlichen Eifer und der schon jahrelangen Freundschaft begeistert. Nach etwas Freizeit und einem guten Mittagessen stand um 17 Uhr ein Lehrgang mit Anika Sensei und Pascal Sensei an.

Die Halle war äußerst gut besucht mit Teilnehmern, die ausschließlich wegen unseren Süd-West Trainern angereist waren! Anika Lapps Training bestand aus einer konkreten und richtigen Ausführung der Technik. Hierzu wählte sie die Kata Gojushiho Sho, die mit anderen Kata Stück für Stück und mit Fokus auf einer präzisen und schnellen Technik geübt wurden. Pascal Senn setzte auf Mobilität und Flexibilität. Viele Partnerübungen und zügige Partnerwechsel unterstrichen das „schnelle“ Training. Zwei harte Einheiten, doch mit viel Spaß und viel Lachen. Jeder zeigte bis zum Ende Härte und Durchhaltevermögen, obwohl Anika Sensei und Pascal Sensei die Trainingsintensität stets hoch hielten! Abends konnten wir uns dann auf ein gemeinsames Essen mit dem italienischen Team freuen. Doch komplett abschalten konnten wir noch nicht, denn am nächsten Tag hieß es für uns alle „HAJIME“!

Tag 3:

Alle waren zusammen am Frühstückstisch und man merkte die Konzentration jedem an. Die Reise nach Pompeji war vor allem dazu da die Beziehung zu unseren italienischen Freunden zu pflegen, doch wir waren auch da, um unser Karate hier zu präsentieren und zu gewinnen. Diesen Kampfgeist merkte man! Alle waren hochmotiviert und bereit für den Vergleichskampf. Leider machte der Wettergott diesmal nicht so mit wie den sonnigen Tag davor. Aufgrund des Regens musste die einst geplante Open Air Veranstaltung in die Lehrgangshalle weichen. Sehr schade! Denn man hätte unter der kampanischen Sonne vor der Santuario della Beate Vergine del Rosario (Das Heiligtum unserer lieben Frau vom Rosenkranz), einer der wichtigsten Kirchen Italiens wie uns gesagt wurde, das Kumite und Kata Shiai ausgetragen!

Angekommen in der Halle sahen wir drei italienische Mannschaften. Das System war also ganz klar: Jedes Team muss insgesamt dreimal, also Alle-gegen-Alle, antreten. Doch dann kam der Schock: KEIN Kata-Shiai. Damit hat keiner gerechnet! Unser Kaderteam war eine hervorragende Mischung aus Kata- und Kumitekämpfer/innen, doch wir mussten umdisponieren. Diesmal sollten also alle nur in Kumite starten! Betrübt, doch immer noch motiviert, starteten wir unsere erste Begegnung.

Unsere Mannschaft bestehend aus Marie Schlucke (Neckarrems), Kathrin Heinz (Gäufelden), Ramona Golecki (Karlsruhe), Eblina Kelmendi (Calw), Steven Kaun (Calw), Jonas Pfisterer (Bühlertal), Peter Pastuchow (Bühlertal), Tom Priebernig (Tamm), Pascal Mast (Baden-Baden), Luca Weingötz (Baden-Baden) und Jakob Schmidt (Baden-Baden). Außerdem trat Daniel Gude (Wattenscheid) für das deutsche Team an, da man sonst durch Krankheit und Arbeit seitens der nominierten Süd-West-Athleten zahlenmäßig unterlegen gewesen wäre. Vielen Dank an Daniel und den Stützpunkt West für diese Unterstützung!

Schnell mussten wir uns zu Recht finden mit dem Kampfstil der Kontrahenten. Diese waren äußerst agil und schnell. Obwohl wir immer hart aber fair und konsequent punkten konnten, verloren wir die erste Mannschaftsrunde mit nur einem Punkt Unterschied. Pascal Sensei forderte uns auf, mehr an uns und unsere Techniken zu glauben. Wir sollten uns nicht unterkriegen lassen! Der zweite Kampf war ebenso spannend wie der erste. Wir hielten mit der zweiten Mannschaft sehr gut mit, doch am Ende fehlte die nötige Konzentration, um uns den ersten Sieg auf unsere Seite zu ziehen. Niedergeschmettert und enttäuscht warteten wir auf den dritten Kampf.

Kurz davor bat uns Pascal Senn zusammenzukommen. Er motivierte uns wieder. Wir sollen durchhalten und zeigen, was wir können, nur deshalb sind wir hier. Wie ausgewechselt standen wir an der Tatami. Und plötzlich klappte alles! Die meisten Ippons, die am gesamten Tag erzielt wurden, kamen von uns aus dieser Begegnung. Zum Schluss gewannen wir souverän zu Null! Es kam die Siegerehrung und dann das Abschlussgespräch mit Anika Lapp, Pascal Senn und Heiko Seifermann, der den Tag über als Kampfrichter fungierte. Man zeigte uns auf, dass noch viel Luft nach oben sei. Doch das war nicht der Punkt. Wir sollen stolz auf uns sein, so Anika, Pascal und Heiko. Wir waren mit Abstand das jüngste Team (16-24) und konnten mit den stark besetzten Mannschaften aus Italien gut mithalten. Es war zwar eine Niederlage, doch wir waren nicht traurig, eher inspiriert von den aufbauenden Worten unserer Coaches.

Abends trafen wir dann auf die anderen Teams samt ihrer Trainer. Wie es sich für Karateka gehört, folgte trotz eines harten und anstrengenden Tages eine entspannende und gesellige Runde. Mit kulinarischen Essen aus der italienischen Küche und einer gelungenen Abschlussparty beendeten wir den Wettkampftag und traten am nächsten Morgen unsere Heimreise an.

Wir danken unseren italienischen Freunden für solch eine gelungene Organisation und die liebevolle Gastfreundschaft! Es war spürbar, dass in dieses Event viel Zeit und Mühe investiert wurde, um es perfekt zu gestalten. Und das ist auch mehr als gelungen! Alle Beteiligten freuen sich schon auf das nächste Jahr, wenn es wieder heißt Vergleichskampf gegen Italien. Oder viel mehr: Ein fairer Wettkampf unter guten Freunden!

Jakob Schmidt